Victoria - Vancouver, British Columbia, Kanada
Victoria - Vancouver, British Columbia, Kanada


Die letzte Überfahrt
Tag 22 : Victoria - Vancouver


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Echt kanadisch


Am 22. Tag unserer Reise brechen wir auf, um zum letzten Mal eine Fährfahrt anzutreten. Unsere Rucksäcke haben wir geschultert und laufen von unserem Travellers Inn aus los zum Busdepot. Wir haben einige Möglichkeiten abgeklopft, wie man am besten und günstigsten von Victoria nach Vancouver gelangt. Das Problem dabei ist insbesondere, daß beide Terminals weit außerhalb der Stadt sind.

Mit der Überfahrt ist es damit lange nicht getan. Wir haben eine Busfahrt von Victoria Downtown nach Vancouver Downtown gebucht, in der die Fährfahrt enthalten ist und CAD 26 pro Person dafür bezahlt. Fast jede Stunde fährt der Bus in Victoria ab und benötigt auch etwa eine Stunde, um mit einigen Zwischenstops Swartz Bay zu erreichen, den nördlichen Fährhafen Greater Victorias.

Totem Pole im Thunderbird Park Victoria, Kanada 2000


Als Bus passieren wir die prallgefüllten, vielspurigen Warteschlangen der PKWs und ordnen uns in unsere eigene ein. Unmengen an Fahrzeugen fließen hinter uns in den Rumpf des Fährschiffes, milimetergenau werden wir eingewiesen, um ja keinen Platz vergeudet zu wissen.

Obwohl Fußpassagiere, PKW's und Caravans erst nach uns an Bord dürfen, wimmeln die Decks schon von Reisenden. Der regelmäßige Run auf die besten Plätze hat wieder einmal begonnen und erneut werden wir durch eine unbekannte Architektur überrascht. Ein Sonnendeck gibt es nicht, Sitzmöglichkeiten im Freien nur hinter Windschotts im Heck hinter einer der zahlreichen Cafeterias. Doch Tische und Stühle sind fest installiert und nicht auf aussichtshungrige eingerichtet.

Legale Sitzplätze in Fensternähe sind nicht mehr zu finden, so daß wir uns im Achtercafé niederlassen. Die Schilder weisen darauf hin, daß man auf den bequemen Sitzen nur hastig essen darf und dann den Platz für die nächsten Gäste räumen muß. Da wir nicht bereit sind, auf einen Sitzplatz mit Aussicht zu verzichten, beschließen wir, die Schilder so lange als möglich zu übersehen. Mit Kakao und Vanille-Kaffee widmen wir uns Büchern, Aufzeichnungen und dem Blick auf die rauhe See.

Schnell wird auch das Wetter schlechter und die wenigen, die sich draußen auf den fest installierten Plastikschalen niedergelassen haben, kämpfen mehr oder weniger lange gegen Wind und Gischt bis sie aufgeben. Hinter uns sitzt ein Paar mit einem Fotoalbum, das die Fahrtzeit nutzt, um bereits entwickelte Bilder einzukleben. Eine gute Idee finden wir und wollen in Vancouver ein Fotoalbum kaufen und unsere Flugzeit dazu verwenden.

Unser Schiff schlängelt sich durch die Inselwelt und teilweise ist der Abstand zu den Klippen kleiner Eilande denkbar knapp. Doch für unseren Kapitän scheint die stündlich befahrene Strecke kein Neuland zu sein und er bringt uns sicher über die Strait of Georgia zum Tsawwassen Fährterminal weit im Süden Vancouvers. Von hier aus setzen wir unsere Reise wieder auf festem Boden fort. Mit einigen Zwischenstops bringt uns der Bus zum Greyhound Terminal im Osten von Downtown.

Von hier aus starten Linienbusse und der Skytrain in alle Richtungen. Für uns ist letzterer der Richtige und wir machen uns auf den Weg in die Innenstadt. Regen ist auch hier das erste, was wir wahrnehmen, als wir aus dem U-Bahn-Schacht steigen. Mitten im Geschäftsviertel liegt unsere Station Howe Street und einige Blocks weiter südlich sollte auch das Holiday Inn zu finden sein.

Mit unseren großen Rucksäcken aber ohne Regenschirme wirken wir wie Fremdkörper im Geschäftstreiben der Stadt. Business-Kleidung hat eindeutig die Oberhand um uns herum und so ist es auch im Holiday Inn. Durchnäßt und in Kleidung, die bereits 21 Tage durch die Wildnis gereist ist, passen wir nicht ganz in die Hotellobby, werden aber trotzdem freundlich empfangen. Bei dem Preis, den wir für 3 Nächte in Downtown Vancouver zahlen sollte es allerdings auch so sein. Entweder liest unser Gegenüber unsere Vouchers nicht genau genug, oder wir sehen zu ausgemergelt aus, denn obwohl auf unseren Tickets eindeutig no breakfast steht, händigt er uns drei Frühstücksgutscheine aus. Wie gesagt, angesichts des Preises heißen wir auch diesen Service willkommen.

3 Tage in einem Zimmer ist fast schon ungewohnt für uns. Endlich lohnt es sich einmal, die Rucksäcke auszupacken und sich daran zu erfreuen, daß man tatsächlich noch unbenutzte (frisch wäre nach 3 Wochen im Rucksack die falsche Bezeichnung) Kleidung hat.

Wir wechseln unsere nasse Kleidung gegen trockene aus und schlüpfen wieder in die feuchten Jacken. Das Investment in neue, gute Jacken macht sich auf dieser Reise wirklich bezahlt, denn auch wenn die äußere Hälfte durchnäßt ist, verbreitet die innere Hälfte noch trockene Wärme. So gerüstet wollen wir den Nachmittag noch nutzen, um etwas von der Metropole zu sehen. Angesichts des Wetters sollte es etwas Überdachtes sein, so daß wir uns für die Markthallen von Granville Island entscheiden.

Markthallen auf Granville Island Vancouver, Kanada 2000


Auf der Granville Street laufen wir durch den Regen nach Süden und nutzen die Räume eines Second Hand Buchladens, um etwas zu trocknen. Wir stöbern durch die Regale und finden einen großformatigen Alaska-Bildband. Mit CAD 9 ist er sehr günstig, mit Erscheinungsjahr 1971 älter als ich. Wir blättern die Seiten durch und entdecken zahlreiche Bilder, die auch wir fotografiert haben. Die Natur Alaskas hat sich in den letzten 30 Jahren wohl kaum verändert. Obwohl der Bildband 29 Jahre alt ist, haben die Eindrücke eine hohe Qualität. Wir lassen uns das Buch zurücklegen, um es nicht mit nach Granville Island schleppen zu müssen, und hoffen, daß dieses Land auch die nächsten 30 Jahre noch unbeschadet seine Wildheit bewahren kann.

Über die Straßenbrücke gehen wir ungeschützt im inzwischen strömenden Regen weiter nach Granville Island und versuchen uns zwischen den vielen Industriehallen zu orientieren. Längst ist die Industrie aus der Stadtnähe Vancouvers gewichen und hat Künstlern, Galerien, Geschäften, Kneipen und dem Granville Island Public Market Platz gemacht.

In den Markthallen wird alles feilgeboten, von fangfrischem Fisch über Obst, Gemüse und Ahornsirup bis hin zu Kunstwerken und Antiquitäten. Der Markt wimmelt von Besuchern, wobei sich Einheimische und Reisende hier kaum noch unterscheiden lassen. Wir bewundern die Gemälde eines Künstlers, fragen uns, ob wir Ahornsirup mit nach Hause nehmen sollen, lassen unsere Finger dann doch davon und setzen uns schließlich für eine Pause ins Theaterbistro direkt am False-Creek-Becken.

Von unserem Sitzplatz am Fenster können wir beobachten, wie der Aquabus mehrmals anlegt und Fahrgäste über den False Creek nach Downtown bringt. Die gegenüberliegende Skyline unterstreicht auf den ersten Blick, daß es sich um luxuriöse Stadtwohnungen handelt. Doch auch diese Wohnungen im ausschweifenden Baustil und mit großen Balkonen verstecken sich letztlich in Hochhäusern, die die gesamte Downton Vancouvers dominieren. Von welcher der drei Seeseiten man auch auf die Halbinsel blickt, wird man die Skyline einer Millionenstadt vor sich finden.

Nachdem wir aufgewärmt und unsere Jacken über der Heizung etwas angetrocknet sind, nehmen wir die zweite Hälfte der kleinen Insel in Angriff. In Galerien, eine Performancetheater und eine Brauerei werfen wir unsere Blicke, schauen nochmal in das eine oder andere Geschäft und beenden unsere Besichtigungstour am Anleger des Aquabusses.

Mit der kleinen Nußschale, die sich Aquabus nennt, setzen wir halbwegs trocken über nach Downtown. Duch den unerwartet verkürzten Rückweg bleibt uns allerdings der Umweg zur Granville Street nicht erspart, um unseren Bildband abzuholen.

Danach zieht es uns sofort wieder ins trockene Hotelzimmer. Erneut müssen die feuchten Kleider anderen weichen, um die Jacken zu trocknen bietet sich in dem klimatisierten Zimmer allerdings keine Möglichkeit.

Aquabus vor der Burrard Street Bridge Vancouver, Kanada 2000


Nach Ausruhen und Duschen geht es nochmal in die Stadt. Kino heißt unser Abendprogramm und da die Zeit zum Essen vor dem Filmbeginn zu knapp wird, muß der Hunger mit Chips überbrückt werden. Von einer Filmkritik zu MI 2 wollen wir mal absehen, da es darüber bestimmt schon genug Schriftliches gibt und der Film inzwischen auch in Deutschland schon wieder aus den Kinos verschwunden ist.

Gegen 11:00 verlassen wir das Kino wieder und gehen über die dunkle Granville Street Richtung Süden. Die Straße zählt bestimmt nicht zu den schönsten Ecken Vancouvers. Selbst bei Tageslicht wundert man sich über die Menschen, die sich hier tummeln, daß die Geschäfte vergittert sind und man mit Tatoos hier wohl am besten Geld verdienen kann.

Auf unserem Weg zum Kino war hier auch gerade ein LKW mit der Essensausgabe an Bedürftige beschäftigt. Nun haben sich einige von ihnen vor dem Regen zu McDonalds zurückgezogen, wo auch wir noch einkehren, da der Hunger die Chips überdauert hat.

Zwischen schlafenden Obdachlosen, dösenden Alkoholikern und vereinzelt auch essenden Gästen, fragen wir uns, ob dies wirklich die kanadische Traumstadt Vancouver ist.

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